Über Marokkos höchsten Pass nach Marrakesch

Ouarzazate ist die Filmmetropole von Marokko. Viele große Filme mit Wüstenatmosphäre sind hier entstanden. Gladiator, Laurence von Arabien u.a.. Ouarzazate ist durch die Filmbranche und die Atlas Studios die am schnellsten wachsende Stadt südlich des Atlasgebirges. Von Ouarzazate geht die Straße nach Norden über den Hohen Atlas. Auf der anderen Seite liegt Marrakesch. Es sind 180 km Entfernung aber wir brauchen letztlich 7 Stunden dafür. Die Nationalstraße soll gut ausgebaut sein aber wir hören das sie vor einigen Tagen gesperrt war. Auf unserer Fahrt gibt es andauernd Baustellen und wir fahren viele Kilometer auf Lehmpisten und werden kräftig durchgerüttelt. Es hat wohl Steinlawienen gegeben. Die Leitplanken sind teilweise verbogen oder weggerissen. Die Straße zur Abhangseite weggebrochen. Die Landschaft ist atemberaubend schön und bietet wunderschöne Farben an den Felshängen. Beinahe greifbar sind die Schneefelder auf 2260 m Passhöhe des Tiz’n’Tickla. Gegen Abend erreichen wir das Ourika Camp am Stadtrand von Marrakesch und blicken von unten auf die schneebedeckten Gipfel des Atlas. Fotos sind nicht so viele entstanden und eher in den entspannten Situationen.

Skoura

Ab Ouarzazate beginnt das Land der Kasbahs. Ursprüngliche befestigte Wehrdörfer und Speicherburgen. Aus einiger Entfernung sehen sie aus wie riesige Sandburgen und ähnlich vergänglich sind die Lehmbauten auch. Aus der sandigen Lehmerde die überall liegt werden in der Sonne Ziegel getrocknet. Mit Kies und Lehm wird aufgemauert und abschließend mit Lehm und Stroh verputzt. Teilweise verziehren schöne geometrische Muster die Wände. Nach kräftigen Regenfällen sind allerdings sofort Reperarutarbeiten nötig um alles in Stand zu halten. Das kommt in dieser Gegend aber sehr selten vor. Dennoch nagen auch Wind und Klima an der Substanz der Gebäude und die Kasbahs liegen in unterschiedlichen Zuständen in der Palmenoase verstreut. Manche Brösel vor sich hin und werden ohne Pflege wieder ein Haufen Erde aus der sie entstandenen sind. Eine sehr nachhaltige Bauweise um die sich permanent gekümmert werden muss um die besondere Schönheit zu erhalten. Skoura ist eine der größten Oasengemeinden der Region. Über 25 km ziehen sich Palmenhaine und Gärten entlang eines meist trockenen Flussbettes. Es hat großen Spaß gemacht mit Merlin und dem Fahrrad durch die engen Lehmgäßchen zu fahren.

Kasbah Amridil. Der Weg führt durch das trockene Flussbett des Amridil.
Kasbah Lehmputz

Association Iklane Berberteppiche

In Taznakht wird schnell deutlich das Teppiche im Zentrum des Stadtlebens stehen. Die Hauptstraße ist gesäumt mit Geschäften die farbenfrohe Stücke nach draußen hängen. Wir interessieren uns für die Arbeit der Berberfrauen und besonders natürlich die Pflanzenfarbstoffe von denen wir viele in Deutschland selbst verwenden. Hier kommt stark auch Safran zum Einsatz, der zwar teuer aber auch sehr ergiebig ist. Wir waren neugierig mehr über die Färbetraditionen zu erfahren. Nun ist es leider so dass wir als Fremde auf einem Spaziergang durch Taznakht sofort als Kunde wahrgenommen und angesprochen werden. Es ist praktisch nicht möglich sich Teppiche in Ruhe anzuschauen ohne sofort in das typische Verkaufsritual komplimentiert zu werden. Fragen wir nach den Farben ist immer alles 100% natürlich und wir machen Ihnen einen guten Preis. Vorab hatten wir darüber gelesen das es genauso wie bei Arganöl und Safran für Teppiche Kooperativen gibt. Diese haben im Ideal das Anliegen die Frauen gut für die Arbeiten zu bezahlen, gute Qualität zu gewährleisten und die Lebensbedingungen insgesamt zu verbessern. Da sich die Kooperative als Label aber schnell als gutes und faires Modell herumspricht auf das die/der Reisende aus Europa anspricht gibt es ganz schnell ganz viele Kooperativen nur des Namens wegen. Wir haben in unserer Lektüre die Association Iklan in dem kleinen Dorf Talouste einige Kilometer außerhalb der Stadt empfohlen bekommen. Also sind wir rausgefahren um zu sehen wie das dort läuft. Von der Teerstrasse ging eine kleine Lehmpiste zu einigen Lehmhäusern. Wir werden freundlich von Ibrahim einem Mitarbeiter empfangen. Er bietet an uns alles zu zeigen und wir sagen gleich das uns die Arbeit mit Farben interessiert. Es gibt eine kleine Schwarzküche im Innenhof. Hier wird gefärbt und auch für die Pausen gekocht. Wir sind begeistert da wir viele Farbstoffe finden die wir aus unserer Werkstatt kennen. Es gibt aber auch Besonderheiten wie Grüntöne die mit Henna und Eukalyptus gefärbt und mit trockenen Datteln weiterentwickelt werden. Oder getrocknete Granatapfelschalen. Außerdem gibt es in Marokko natürliches Alaunsalz zum Beizen. Ibrahim lässt sich oder uns Zeit zu schauen und Fragen zu stellen.

Danach zeigen die Frauen wie sie die Wolle kardieren und Handpinnen. Es gibt mehrere Webstühle an denen an Teppichen gearbeitet wird um die Web- und Knüpftechniken zu zeigen.

Natürlich ist das alles auch zur Präsentation und sehr viel der Arbeiten wird in den einzelnen Dörfern von den Frauen zu Hause gemacht. Die fertigen Stücke kommen dann hierher. Wir erfahren das die Association 185 MitarbeiterInnen hat. Hauptsächlich die Frauen die für ihre Teppiche spinnen, färben und am Webstuhl fertigen. Am Ende bekommen wir in einem schönen Lagersaal Tee serviert und Teppiche präsentiert. Den das Ziel ist natürlich die Arbeiten hier auch zu verkaufen.

Uns gefallen die aufwendigen Webteppiche richtig gut und am Ende verhandeln wir den Preis für zwei Arbeiten und werden uns einig. Mittlerweile ist noch Khalid ein weiterer Mitarbeiter dazugekommen und weil beide auch gut Englisch sprechen können wir das Gespräch über die Arbeit der Frauen und das Teppichgeschäft am Abend noch vertiefen. Uns ist aufgefallen das in den Geschäften der Stadt die Teppiche deutlich günstiger angeboten werden. Obwohl immer betont wird das alles 100% natural ist sollte klar werden das das zu den Preisen kaum möglich ist und das vorgaukeln falscher Tatsachen bei dem Geschäft in Kauf genommen wird. Uns war im Vorfeld bewusst das die Kooperativen auch entstandenen sind weil die Teppichhändler Arbeiten auf den Dörfern für einen Hungerlohn aufkaufen und selbst mit günstigen Preisen hohe Gewinne zu machen. Aber es stellte sich heraus das es weitere bedeutende Unterschiede gibt. So ist es eher selten das noch eigene Wolle gesponnen und gefärbt wird. Viele der Weberinen kaufen gefärbtes Garn um weniger Arbeit zu haben. Und da wo durch Händler die Preise gedrückt werden leidet am Ende die Qualität der Arbeit. Wir erfahren das es einen großen und brutalen Unterschied bei der verwendeten Schafwolle gibt. Khalid spricht von toter oder lebendiger Wolle. So ist das synthetisch gefärbte Wollgarn das gekauft wird wohl häufig von toten Tieren. Das heißt die Tiere werden erst für das Fleisch geschlachtet und die Wolle kommt danach in die Spinnerei und wird gefärbt. Bei der traditionellen Berberteppichwolle ist es natürlich Wolle aus der jährlichen Schafschur. Es werden so viele Aspekte und Traditionen deutlich die wir schützenswert finden und hier durch den Kauf eines Teppichs mit unterstützen können. In der Association Iklan herrscht ein spührbarer Gemeinschaftsinn. Am Abend kochen im Dorf viele zusammen. Frauen und Kinder sind draußen und wirken gelöst und zufrieden. Der Grundsatz lautet: Es ist ein gutes Geschäft wenn der Käüfer glücklich ist und alle die an der Entstehung beteiligt sind auch glücklich sein können. Hier hat jeder Teppich einen Code für die Familie die ihn gemacht hat. Bei Verkauf bleiben 6% in der Association für die Unkosten der Rest wird an die Familien ausbezahlt. Bevor wir gehen verabreden wir uns für den nächsten morgen. Khalid bietet an mit mir auf den Souk zu gehen um Rubia Wurzeln, Granatapfelschalen und Alaunsalz zu kaufen. Ein echtes Geschenk. Allein hätte ich die Zutaten im Souk nicht gefunden. Für uns war es eine schöne und herzliche Begegnung mit Menschen an die wir dieses Jahr sicher noch oft denken werden wenn wir mit den Farbstoffen arbeiten oder einen der schönen Teppiche betrachten.

Taznakht

Von Taliouine nach Osten geht es höher in den Atlas und nachdem wir den Mars durchquert haben landen wir am Ende einer gewaltigen Ebene in Taznakht. Ein Zentrum der Teppichkunst der Berberfrauen. Aus den umliegenden Dörfern und unzähligen Webstühlen werden hier die aufwändigen Knüpf- und Webarbeiten zum Verkauf angeboten. Viele in Teppichläden und viele in Kooperativen. Davon und den Unterschieden soll in einem weiteren Beitrag berichtet werden.

Taliouine

Weiter in die Berge kommen wir in das Land des Safran. Wenn man zu dieser Jahreszeit durch diese Hochebene fährt kann man sich nicht vorstellen das auf den kargen, lehmfarbenen Hängen im November für etwa drei Wochen Millionen von Safrankrokusen blühen. Tausende Frauen ziehen morgens bevor es zu heiß wird über die Hänge und Ebenen um die Blüten mit den Safranfäden zu pflücken. Taliouine ist eine Oase die durch einen Fluss aus den hohen Bergen des Atlas genährt wird. Was wir allerdings überall hier im Süden hören ist das es kaum geregnet hat und die Menschen insallah auf Regentage hoffen.

Im Garten neben der Kasbah steht unser Wohnwagen

Hotel Salam

Ein besonders schöner Ort in Taroudant ist das Hotel Salam das seine besten Tage eindeutig hinter sich hat. Aber es kündet von seiner einstigen Pracht wie ein Palast aus alten Orient Geschichten. Zugleich ist es bezaubernd wie die Pflanzen das Gebäude immer mehr „erobern“.

Dieses Hotel hat immer noch geöffnet und Mensch kann ein Zimmer mieten. An der Bar am Pool gibts auch noch einen Drink.

Ab in die Berge

Wir haben lange überlegt wie lange wir noch der Küste folgen sollen. Die N1 führt immer weiter bis zur Grenze Mauretaniens. Es gibt immer längere und einsamere Sandstrände und Wüste die bis ans Meer reicht. Da wir aber nicht so viel Zeit haben entscheiden wir bei Agadir durch das weite Sousse Tal ins Land des Anti Atlas und Hohen Atlas zu fahren. Wir kommen nach Taroudant mit seiner beeindruckenden alten Lehmstadtmauer die 8 km um die gesamte Altstadt reicht. Die Sousse Ebene ist eine der größten Landwirtschaftsgebiete Marokkos. Hier gibt es fast immer Wasser im Fluss und es ist immer warm bis heiß. Wir haben Glück und kommen rechtzeitig zum Wochenmarkt.

Werkzeugmacher für die Feldarbeit
Secondhand Baumarkt
Beim Wochenmarkt sind alle auf den Beinen

Außerdem sehe ich auf dem Hauptplatz meine erste Cobra. Es gibt Schlangenbeschwörer, Musiker und Wunderheiler die besondere Mittelchen zur Potenzsteigerung anbieten. Leider ohne Kamera unterwegs.

Luftgetrocknetes Fleisch ist ganz normal..
Taroudant liegt hinter dicken Lehmmauern

Das Paradies Tal bei Agadir

Von Sidi Kaouki am Strand fahren wir entlang der Küste Richtung Agadir. Die Strecke führt durch Berge die bis zur Küste reichen und in den Tälern und Buchten wachsen überall Bananen. Die kleinen und besonders Süßen. Lecker.

Stadtbananen
Am besten eine ganze Staude…

In Aorir geht es in ein immer tiefer werdendes Tal in die Ausläufer der Hohen Atlas. Es wird das Paradies Tal genannt. In den enger werdenden Schluchten gibt es einige traumhafte Oasentäler.

Was eine Freude….endlich mal wieder süßes Wasser
…und einen jungen Freund hat er auch gefunden.

Nach und um Essaouira

Auf dem Weg zu der windigen Stadt am Atlantik verändert sich die Landschaft merklich. Es wird karger, erste schroffe und steinige Hügel und Felder mit Olivenbäumen auf roter Erde. Wir sehen im vorbeifahren die ersten Arganbäume und Kamele. Wir steuern ein Dorf etwa 20 km von Essaouira entfernt im Inland an. Ounagha. Hier ist ein schön angelegter Campingplatz der auch warme Duschen und eine Waschmaschine verspricht. Und wirklich kommt das Wasser erstmals seit zwei Wochen richtig heiß aus der Brause. Wie schön die einfachen Freuden sein können. Das Dorf ist umgeben von Arganbäumen und wir streifen abends durch die Felder.

Wir sind mittlerweile nochmal umgezogen weil wir täglich min. 25 Grad im Schatten haben und wieder ans Meer wollten. Sidi Kaouki ist eine kleines Surfer Paradies 20 km südlich von Essaouira. Wir haben einen schönen Platz an der Sonne und springen schon mal in den kühlen Atlantik. Oft begegnen wir am Strand jetzt Kamelen. Sie weiden hier einfach  in den Dünen und werden zum Ausreiten für Besucher angeboten.

In Essaouira waren wir auch schon. Es ist ein riesiger Kunsthandwerkermarkt und Basar für orientalisches Ambiente. Ganz auf die vielen Touristen eingestellt. Es gibt aber viele interessante Ecken und wir wollen von hier aus nochmal hinfahren vorbei an dem kleinen Örtchen Diabat an dem Jimi Hendrix einst verweilte.

Der Töpferhügel in Safi

Wir wollten Safi besuchen weil wir von der alten Töpfer Tradition gehört haben. An der alten Stadtmauer erheben sich verschachtelte Häuser in Lehmfarben. Es dauert nicht lange und ein Mann bietet an uns über den Hügel zu führen. Feuchte Tontorten liegen vor den Häuschen. Auf kleinen Plätzen zwischen den Häusern stehen die Kuppelöfen. In den Häusern wird teils gedreht, vorgebrannt, geschliffen, glasiert und wieder gebrannt. Die Führung endet natürlich in den Galerien wo die fertigen Schalen zu kaufen sind. Wir nehmen zwei mit und machen uns dann auf eigene Faust in den Souk auf. Uns interessien eigentlich mehr die unglasierten Tajines. Im Souk werden wir fündig sind allerdings von den Unmengen an Keramik fast überwältigt.

Safi ist eher eine industrielle Großstadt und der Souk ist nicht schick gemacht. Aber wir finden was wir brauchen und mir gefällt die ungeschönte Atmosphäre.