Unsere Karawane zieht nach Hause

Unsere Heimreise hat sich durch dies und das an einem Ort der zu einem Zuhause geworden ist doch um 2 Tage verschoben. Nach unserem Aufbruch sind wir Weimar für unsere Verhältnisse mit Siebenmeilen Schritten entgegen gerollt. An drei und einem halben Tag über 2000 km. So stehen wir heute nahe bei Prag an einem hübschen kleinen See, nicht mehr weit von Nossen unserem ersten Lagerplatz dieser Reise.

Voraussichtlich letzter Abend und Beitrag der Reise

Die erste Nacht nach dem Aufbruch von Yalova sind wir an der bulgarischen Autobahn gestrandet. Aufenthalt an der Grenze Türkei-Bulgarien 2 Stunden. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es morgens nach einem Kaffee gleich weiter über Sofia nach Serbien. Aufenthalt an der Grenze Bulgarien – Serbien 2 Stunden. Hier blieben wir in einem idyllischen Dorf oberhalb der Donau in der Nähe eines Klosters. An der heiligen Quelle haben wir Wasser getankt und Merlin hatte die Freude von zwei Hundewelpen bespielt zu werden. Morgens spazierte eine ältere Frau mit ihrem Enkel bei uns vorbei. In brüchigem deutsch sprach Sie uns an: „Brauchen sie etwas? Kaffee? Wasser?“ Es täte ihr leid das Sie uns am Abend nicht bemerkt habe. Sie hätte uns sonst einen Platz auf ihrem Grundstück angeboten. Bezaubernd. So viele Begegnungen von Herz zu Herz im Orient und auf dem Balkan.

Wir fuhren weiter von Belgrad bis fast ans Ende von Ungarn. Aufenthalt an der Grenze: mehr als eine Stunde. Wir finden einen schönen Waldparkplatz und bleiben für die Nacht in Ungarn. Nach einem schönen Spaziergang am morgen in dem kühlen feuchten Wald, der schon ganz wie unser Wald in Weimar ist machen wir uns wieder auf die Räder. Wir fahren durch die Slowakei und nach Tschechien. Zwei Grenzen. Aufenthalt: 0 Minuten. Wir haben überschlagen das wir bei Hin und Rückfahrt etwa 12 Stunden an Grenzen verbracht haben. Uns ist wieder besonders deutlich geworden wie schön es ist das wir Grenzen schon weitgehend abgebaut haben und hoffen sehr das es so bleibt. Das Gemeinschaftsprojekt Europa ist bei aller nötigen Kritik und allen Schwierigkeiten ein verbindendes und hoffentlich einendes Modell für die Zukunft.

Yalova – Unsere Reise in einen türkischen Alltag

Seit unserem letzten Bericht sind einige Wochen vergangen. Es ist dennoch viel passiert und erlebt worden von dem berichtet werden kann. Jetzt stehen wir kurz vor der Rückreise nach Europa und letztlich Weimar und es ist doch noch etwas Zeit den Blog mit Eindrücken zu füllen.

Nach unserem Halt in Bursa haben wir die letzten Wochen bei unserer Freundin Azize unter Eichenbäumen an Ihrem Haus verbracht. Bei diesen Temperaturen ein wunderschöner Platz mit Blick auf die Berge und Wälder im Hinterland des Marmarameeres. Wir leben hier gemeinsam mit sechs Hunden (+Besuchende), zwei Katzen (+Besuchende) und dem Hahn mit seinem Harem.

Nach unserer Ankunft bei Azize sind wir ein weiteres Mal gemeinsam zurück nach Edirne gefahren. Das hatte sich spontan so entwickelt und wir ahnten bei unserem Besuch in Edirne nichts davon. Für eine Fernsehproduktion des türkischen Fernsehens waren wir eingeladen Musik- und Filmaufnahmen in der Şifahane zu machen. Ein Fahrer des Senders hat uns morgens um sechs Uhr abgeholt und uns abends zurückgefahren.

Von unserem festen Wagenplatz in Yalova haben wir die Gegend erkundet. Die Wälder und Täler mit Bächen und Wasserfällen. Wir sind ein weiteres Mal nach Bursa gefahren, da der Seidenbasar nach dem ersten Besuch noch nicht ausreichend erkundet war. Iznik, das alte Nicäa, und den Iznik See mit den umgebenden, uralten Olivenhainen.

Unser Alltag bestand aus Gartenarbeit, Pool pflegen und Tiere versorgen. Merlin konnte sich teilweise gut in das Rudel der wilden Hunde integrieren. Er wurde allerdings nie ganz aufgenommenen. Die Sechs verteidigen ihren Hügel und ihr Zuhause kompromisslos haben Merlin aber als Besucher akzeptiert.

Neben der gemeinsamen Arbeit am Haus hatten wir viel Zeit zu schwimmen und Musik zu machen. Annegret liebt die Ausflüge zum Einkaufen an den Markttagen in Yalova. Auf dem Basar türmen sich frische Gemüse und Obst aus der unmittelbaren Umgebung. Der Jahreszeitenkalender kann hier auch an der Überfülle reifer Früchte abgelesen werden die fließend ineinander übergehen. Und lange Lieferwege sind dabei kein Thema, da Yalova und Bursa wasserreiche Paradiesgärten sind. Frischgeerntete Früchte die unmöglich in dieser Reife ferne europäische Supermärkte erreichen können. Pfirsiche die beinahe mit einem Strohhalm ausgetrunken werden können. So saftig und prall liegen sie auf den Tischen.

Die vergangenen zwei Wochen haben wir mit vielen FreundInnen verbracht. Wir waren verabredet in Azizes Haus um eine Woche gemeinsam an Liedern aus der türkischen Sufitradition zu arbeiten. Wir haben übersetzt, uns über die Inhalte ausgetauscht und viel gesungen und gespielt. Am letzten Wochenende haben wir uns mit etwa 200 weiteren Menschen aus der Sufitradition ganz in der Nähe getroffen um 3 Tage und 3 Nächte den Sema zu feiern.

Blick über Yalova bis nach Istanbul

Wann werden wir Meer sehen?

Am Nachmittag haben wir in Edirne gut 40 ° im Wohnwagen. Wir fliehen nach Süden Richtung Ägäis und Dardanellen. Wir fliehen auch ins Auto. Beim Verbrennen von Kraftstoff auf der Fahrt arbeitet auch die Klimaanlage kräftig gegen die Hitze an und wir haben nach kurzer Zeit angenehme 22 °. Am Abend erreichen wir nach dem Überqueren einer bewaldeten Hügelgruppe das Türkisblau des Meeres. Plötzlich öffnet sich das Land die Straße fällt bergab in eine Ebene und die Weite des Meeres verspricht einen schönen Tagesausklang. In Koçaçeşme soll es einen schönen Parkplatz am Strand und Hafen geben. Das sind immer wieder spannende Momente mit einem Wohnwagen hinten dran. Im schlimmsten Fall wird es irgendwann so eng und geht nicht mehr weiter das wir irgendwie drehen müssen. Wir fahren ab und es geht auf immer kleineren Straßen durch das Dorf. Die Menschen winken und grüßen freundlich. Nochmal über eine sehr klein aussehende Brücke und dann öffnet sich der Weg zu der breiten Strand Zufahrt. Ein herrlicher Platz. Einige bunte Fischerboote im kleinen Hafenbecken und rechts und links weite Sandstrände.

Wir wollen am nächsten Tag weiter nach Bursa. Nach einem schönen Vormittag am Strand geht es weiter. Es wird ohne Schatten wieder ziemlich heiß auch wenn ein kräftiger Wind Linderung bringt. Wir gehen nochmal im Meer spazieren. Das Wasser ist hier sehr weit ganz flach. Merlin sprintet durch das Wasser und hat Spaß mit den Strandhunden die Anschluß suchen.

Wir entscheiden um Zeit zu sparen die neue Brücke über die Dardanellen zu nehmen. Eine breite neue Autobahn führt direkt zu der Hängebrücke die hier Europa mit Asien verbindet. Sie ist mit 2023 Metern die derzeit längste Hängebrücke der Welt und die Nutzung kostet eine Gebühr von umgerechnet ca. 28 €. Für türkische Verhältnisse finden wir das ziemlich krass.

1915 Çanakkale Köprüsü

Für uns ist es eine deutliche Zeitersparnis und die Fähre mit Auto und Wohnwagen hätte uns auch was gekostet. Wir erreichen Bursa gegen 16 Uhr und finden Platz in Alaadinbey bei Nilüfer Caravan Park. Ein schöner kleiner bewachter Platz um eine Wiese auf dem viele Türken ihren Wohnwagen dauerhaft abstellen. Netter Stadtrandbezirk und tatsächlich verspricht unser Platz einen guten halben Tag Schatten.

Hoş geldiniz–Wir erreichen die Türkei

Über kleine Straßen erreichen wir die türkische Grenze. Die Abfertigung dauert aber es hält sich in Grenzen ;-). Wir werden an einer Anlage seitlich besprüht. Desinfektion.? Wenns hilft. Früher musste Mensch zu dem Zweck immer in Bulgarien durch ein Wasserbad fahren. Gegen Gebühr versteht sich und zum Schutz der Grenzen gegen noch so kleine Einwanderer.

Wir halten an einer Tankstelle für die türkische Vignette. Das System ist nicht ganz durchsichtig. Es funktioniert wie ein Prepaidkonto. Wir bekommen einen Scheibenaufkleber den wir aber nicht dran kleben, weil das Videosystem das registrierte Kennzeichen scannt. Angeblich reichen 300 TL um bis Yalova zu fahren. Wir können dort bei einer Post Geld aufladen. Wieviel Guthaben noch drauf ist erfährt mensch auch nur bei der Post. Auf dieser Reise schauen einen ständig Kameras wie digitale Überwachungsaugen an.

Wir fahren in Edirne zur Sultan Beyazid Komplex. Das alte osmanische Gesundheitszentrum mit Moschee, Medrese, Rosengarten und Krankenhaus (Şifahane bedeutet eigentlich Gesundheitshaus) haben wir schon früher besucht. Heute beherbergt es auch ein sehr umfangreiches Medizinmuseum. Auf Musikreisen und zu Konzerten bin ich schon früher mit meinem Lehrer Oruç Güvenç und der Gruppe Tümata hier gewesen. In diesem osmanischen Heilzentrum, erbaut 1488, wurde besonders auch mit Musiktherapie gearbeitet. Der Klang der klassischen orientalischen Makammusik und der Klang des Wassers aus zentralen Wasserbrunnen und kleinen Bachläufen im Gebäude wurde gemeinsam mit Kräutermedizin und anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt. Dabei gab es ein umfangreiches Wissen über die Wirkung der differenzierten Tonarten auf Körper und Organe und seelische Zustände. So wurden hier schon früh auch psychische Dispositionen sehr ernst genommen und wissenschaftlich behandelt.

Wir wollten am Gelände übernachten und fanden Platz auf einer Schotterfläche neben dem Gelände. Der Wunsch einen Schattenplatz für ein Fahrzeug zu finden bleibt in der Türkei leider oft vergebens und unerfüllt. Es ist schon fast Abend und die Sonne sinkt langsam. Dennoch ist es erbarmungslos heiß. Mein Wunsch ist es am ursprünglichen Platz der Musiker auf meinen türkischen Instrumenten zu spielen. Ich habe Glück und treffe beim Betreten des Geländes gleich den Leiter des Museums. Er kennt natürlich die Arbeit von Oruç Güvenç und seine Forschung zur altorientalischen Musiktherapie. Über meine Idee Musik zu machen freut er sich und er meldet den Wachleuten mein Kommen für den nächsten Tag an.

Es ist ein wunderschöner Ort um Musik auf Ney, Rebab und Kopuz/Oud zu spielen. Die Kuppel hat eine angenehme Akustik und die Musik wird mit dem Klang des Brunnens in die angrenzenden Räume getragen.

Weitere Vorhaben in Edirne sind türkische Lira besorgen, eine türkische Sim Karte für Internet, die Syleimaniye Moschee des großen Architekten Sinan besuchen und etwas durch den Basar schlendern. Das lässt sich von unserem Standplatz alles gut erledigen. Kurios ist niemand wollte an einer Grenze unseren Pass (also das Stempelheft) sehen. Aber um eine Sim Karte zu bekommen brauchen wir den Pass möglichst mit Einreisestempel (der nicht drin ist wenn an der Grenze niemand den Pass sehen möchte). Am Ende haben wir ausreichend Datenvolumen für einen Monat und auch digital weiterhin „on the road“ bleiben zu können.

Wer ist Seuthes III ?

Im Rosental waren wir 2003 schon einmal. Damals sind wir mit unserem alten MB 508 D von Rumänien kommend über den Schipka Pass und Rosental gefahren. Über Griechenland ging es dann später auch in die Türkei. Wir hatten sechs wunderbare Monate in der Türkei und sind mit unserem fidibus überall herzlich aufgenommen worden. Einige Menschen die wir auf dieser Reise in der Türkei treffen wollen haben wir damals kennengelernt oder in der Folge der Reise. Aber das ist eine andere Geschichte und muß dem Internet vielleicht an anderer Stelle ausführlich erzählt werden. Der Reise Blog von damals ist auf Filmrollen und Tagebüchern festgehalten.

Grabhügel Shushmanets

Ich kann mich nicht erinnern schon damals vom Tal der thrakischen Könige gehört zu haben.? Und tatsächlich ist die Erschließung der Grabanlagen noch recht jung. Die Archäologen haben in Bulgarien den Wettlauf mit den Grabräubern an vielen Stellen verloren. Viele Hügelgräber wurden mit Bulldozern aufgegraben und geplündert. Das Grab in dem angeblich der Thrakier König Seuthes III begraben lag haben wir heute besuchen können. Außerdem drei Weitere die wissenschaftlich untersucht und gesichert werden konnten. Die Öffnungen zu den Kulträumen waren exakt nach Süden ausgerichtet und es gibt Hinweise das zur Sonnwende das Licht auf besondere Weise ins Innere dringen konnte. Besonders zur Wintersonnwende bei flach stehender Sonne ist das gut vorstellbar. Uns erinnert das an die Besuche von Newgrange und den Hügelgräbern in Irland. Die Tempel und Kulträume wurden wohl zur Bestattung besonderer Persönlichkeiten als Grabkammern genutzt und nach einiger Zeit mit Erde verschlossen. So entstanden perfekte Hügel in der Landschaft, die die Zeiten überdauerten bis Archäologen oder Grabräuber einer neuen Zeit anrückten um nachzusehen sehen was da los ist.

Beim Seuthes

Von Seuthes hat man eine Bronzebüste gefunden wie sie auch auf den Münzen seiner Zeit abgebildet waren. Auf ihn geht auch die damalige Siedlung Seuthepolis zurück. Sie war das zivilisatorische Zentrum im thrakischen Tal hier am Fuß des Balkanmassivs. Die Stadt und die umgebenden Tempel und Grabhügel zwischen den Bergen muss ein atemberaubend schöner Lebensraum gewesen sein. Die Antike Stadt ist nun einem anderen Interesse einer neuen Zeit zum Opfer gefallen. Der Energiegewinnung und modernen Wasserversorgung. Die Reste der antiken Siedlung liegen unweit unseres Stellplatzes auf dem Grund des Stausees Koprinka. Das Wasser der Tundscha erfrischt tagsüber Merlin beim Gassi gehen.

2003 wollten wir hierher wegen der Damaszener Rosen. Und wir waren im Mai zur richtigen Zeit da. Das Tal erblüht und duftet dann von Millionen Rosen. Morgens werden die Blütenblätter gesammelt und das berühmte bulgarische Rosenöl destilliert. Die Rosen sind mit den Osmanen vermutlich bereits im 16 Jahrhundert aus Damaskus hierher gekommen. Klima ist für das Wachstum perfekt und die Rose in Bulgarien eine Erfolgsgeschichte. Für die Blüte sind wir dieses Mal zu spät. Es ist bereits alles abgeerntet. Wir besuchen das Museum und den Park in Kazanlak und trinken nach den thrakischen Gräbern einen Rosentee. Ende Juni duftet es hier überall nach Lindenblüten und Lavendel.

Das Thermalwasser auf unserem Platz ist nicht zum Trinken geeignet. Hier gibt es viele Bergquellen. Nach unserem Besuch der russischen Kirche in Shipka fahren wir ein Stück in die Berge Richtung Shipka Pass. An der Quelle erinnern wir uns das wir hier schon damals unsern Wassertank am Bus aufgefüllt haben. Eine schöne und überraschende Erinnerung. Ein Ort der sich nicht verändert hat. Heute tanken wir unsere Trinkwasser Behälter mit dem eiskalten Wasser des „alten Gebirges“ wie es in Bulgarien heißt.

Durch Serbien ins bulgarische Balkangebirge

Wir sind Sonntag vormittags von der Puszta aufgebrochen. Sonntag schien uns ein guter Tag um ohne viele LKW über die serbische Grenze zu kommen. Es ging dann auch in 45 Minuten waren wir in Serbien. Ausweiskontrolle Ungarn und nochmal Ausweiskontrolle Serbien. Das sind wir ja so gar nicht mehr gewohnt. Wir haben nichts weiter vor in Serbien. Wollen weiter bis ins Rosental in Bulgarien. Also fahren wir. Bis Belgrad ist alles so flach wie in Ungarn. Danach nach Niş wird es bergiger. Gegen Abend erreichen wir Hotel Restaurant Bosphorus und stellen uns auf den riesigen LKW Parkplatz hinter den Gebäuden. Viele der deutschen Kennzeichen sind auch hier angekommen. Mittlerweile haben wir auch mitbekommen das am Wochenende in NRW Ferienbeginn war. Daher so konzentriert viele Autos aus diesem Gebiet. Das Hotel Bosphorus scheint bekannt und beliebt zu sein bei den Menschen auf der langen Fahrt in den Sommer der alten Heimat. Im Garten werden die Aprikosen reif. Wir essen etwas und haben eine ruhige Nacht.

Morgens starten wir früh. Es soll heiß werden und wir wollen nicht zu spät im bulgarischen Rosental ankommen. 450 km sind erstmal nicht zu viel auf einer Karte. An der Grenze nach Bulgarien sammeln sich die vielen, vielen Autos aus NRW zu einer langen Schlange. Aus einem Nicht EU Land in ein EU Land. Wir kaufen noch eine e-Vignette für Bulgarien und Reihen uns ein. Ab jetzt geht es nur noch in Autolängen und je Länge 2-5 Minuten voran. Am Ende stehen und rollen wir 3 1/2 Stunden auf die Grenze zu. Zeitweise geht es zu wie auf den Straßen von Istanbul. Alle versuchen Lücken auszumachen und dreispurig wird auch mal fünfspurig. Das Auto zeigt wieder 38° an. Warum sind wir nicht nachts um drei Uhr hierher gefahren? Warum gibt es nicht mehr GrenzbeamtInnen? Drei Schalter sind tatsächlich unbesetzt. Es gibt sogar einen türkischen Polizisten, der Amtshilfe leistend, erklärend durch die Autoreihen geht. Am Ende haben erst die Serben und dann die Bulgaren unsere Papiere geprüft und einen Blick in unseren Wohnwagen geworfen. Wir kommen wieder auf Touren und fahren den Rest des Tages durch Bulgarien. Vor Plodiw geht eine Straße Richtung Norden in die Berge. Die Landschaft ist traumhaft. Reife Früchte an den Bäumen. Aprikosen, Pflaumen und Gemüsestände am Straßenrand. Über Karlovo und Kalofer erreichen wir Kazanlak. Bei einem Großgrundbesitzer der einen Teil seines Parks für Reisende zur Verfügung stellt rollen wir am Abend auf den Platz. Es gibt alles was wir brauchen. Bäume für Schatten und Platz zum entspannen. Wir nehmen uns vor nach den Autobahn Tagen etwas im Schatten zu liegen und uns im Rosental und Tal der thrakischen Könige umzusehen. Nebenan ist eine Thermalquelle. Auf dem Grundstück gibt es eine eigene Zapfstelle. Heißes Wasser aus der Erde direkt in den Wasserhahn.

Wir waren außerdem jenseits der Grenzen begeistert von den Straßen. Wir sind die Route nach Istanbul 2010 das letzte Mal mit dem Auto gefahren und die Autobahnen sind heute durchweg in einem guten Zustand. Bulgarien hat nach der Grenze erstmal Baustelle. Damals sind wir mit unserem alten Volvo noch auf dem Stadtring von Sofia mit der Vorderachse aufgesessen. So tief waren die Löcher. Es war doch recht anstrengend ständig aufzupassen um rechtzeitig auszuweichen.

Ungarn Wiese in der Puszta

Durch Ungarn im Juni gleicht einer Karawane deutscher Autos. Viele Türkinnen und Türken reisen über den Sommer in die Türkei. Viele Autos aus dem Ruhrgebiet. Aber auch Raum Stuttgart und viele andere deutsche Kennzeichen. Wir fließen mit in diesem Strom. Aufpassen muss Mensch an ungarischen Tankstellen. Die Preise für Kraftstoff sind verlockend niedrig. Aber bei Fahrzeugen mit ausländischen Kennzeichen wird ein viel höherer Preis kassiert. Die Preise werden nirgends angeschrieben. Am besten gar nicht tanken in Ungarn. Die Zapfsäulen geben sowieso nur noch 20 Liter pro PKW ab. Ein weiterer Teil nationalistischer Politik der nicht zur Idee der EU Gemeinschaft passt.

Wir haben am Nachmittag einen sehr schönen Ort in der südlichen Puszta gefunden. Kurz vor der serbischen Grenze haben Menschen mit gemeinsamer Nähe zum Hinduismus einen Hindutempel errichtet. Seit 1979 besteht die Glaubensgemeinschaft. Die Architektur verbindet Hindusismus und ungarische Einflüsse. Eine sehr friedliche Atmosphäre in großer Stille umgibt das Areal.

Bei unserer Ankunft zieht ein Gewitter über das Land und es gibt einen schönen Regenbogen über dem Tempel. Außerdem sinken die Temperaturen und es ist ein erfrischender Abend.

Zlate piesky Bratislava

Wir sind auf dem Campingplatz zlate piesky in Bratislava. Wir wollten duschen und Wasser tanken. Zlate piesky is der größte See Bratislavas und die Sommerfrische für die Menschen der Stadt. Strände, Wasserskibahn und viele Bars. Am Freitag Abend Konzerte und Techno Partys bis spät in die Nacht. Wir haben schon auf einigen Rasthöfen mit Lastwagen ruhiger geschlafen.

Bratislava haben wir mit einen Stadtbummel erlaufen. Donaupromenade macht das Flair der Stadt aus. Die Altstadt ist sehr touristisch und abends in den Kneipengassen sicher eine große Party. Kaffeehäuser und Souvenirläden bestimmen die Altstadt. Wir machen uns auf den Weg nach Ungarn.

Der „Čumil“. Macht Pause und genießt das Ambiente.
Die blaue Kirche. Wie Zuckerguss…

Brno

Wir haben einen schattigen Platz am alten Stadion gefunden. Ein Zugang über die Tribüne ist offen und es bietet sich dem Auge ein Naturschauspiel. Die Besucherplätze werden von Büschen und Bäumen (und Tieren wie Merlin) eingenommen. Eine Olympiade der organischen Rückeroberung ist hier im Gange. Eine schöner Ort. Von hier sind es nur 10 min. zu Fuß zur Villa Tugendhat…

Mies van der Rohe entwarf und baute die Villa von 1928-1930 bevor er als Direktor an das Bauhaus in Dessau ging. Die Tugendhats konnten nur wenige Jahre dort leben da sie als Juden 1938 vor den Nazis flüchteten. Heute ist das Haus nach Wirren und anderer Nutzung wieder zu besichtigen. Um eine Führung im Haus machen zu können braucht es allerdings eine Anmeldung bis zu 2 Monate im voraus. Wir konnten das Haus auf einem Rundgang vom Garten aus gut sehen und es gibt eine kleine Ausstellung zur Entstehung.

Details zum Haus können hier gut nachgelesen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Tugendhat

Wir rollen durch Tschechien

Hrad Orlik

Wir fahren ziemlich unvorbereitet nach Tschechien rein. Von Dresden geht es über die Autobahn ganz schnell und die Autobahn ist tschechisch. Hier is eine e maut Vignette nötig. Wir waren davon ausgegangen die auf der Autobahn oder spätestens an der Grenze kaufen zu können. Aber es gibt weder noch einen Rasthof nach Dresden noch einen Automaten an der Grenze. Also die erste Ausfahrt wieder runter und erstmal eine Vignetten Verkaufsstelle finden. Online kann es einige Stunden dauern bis zur Freischaltung? Die Gegend ist sehr bergig und wir fahren durch kleine Ortschaften mit Steigungen bis 15%. Letztlich steuern wir eine Postfiliale an (die im ersten Ort hatte geschlossen), finden aber schon auf dem Weg an einer Euro Oil Tankstelle einen Vignetten Verkauf. Als wir endlich wieder auf der Autobahn sind finden wir das zügige fahren richtig cool und hängen erst bei Prag auf der Stadtautobahn wieder im Stau. Mittags verbringen wir eine Stunde zwischen Lastwagen auf einem Rasthof. Gewitter mit Starkregen und Hagelschauer donnern über uns hinweg. Am Abend erreichen wir den kleinen Wanderparkplatz am Fuß der Burg Orlik. Gemütliches essen, spazieren gehen im Wald und am Morgen steigen wir auf die Burgruine bevor wir uns auf den Weg nach Brünn machen.