Ab jetzt geht’s wieder nach Norden

Vom andalusischen Auenland fahren wir am nächsten Morgen nach Murcia. Es gibt einen städtischen Stellplatz direkt bei Ikea und Einkaufszentren. Die gewohnte Zivilisation rückt uns etwas mehr auf die Pelle. Erfrischend zwischen den ca. 60 Wohnmobilen sind zwei Lastwagen mit spanischen Punks die mit Punkrock auf dem Platz in den Abend reinfeiern. Außerdem gibt es den Supermercado in dem Annegret nochmal die leckere spanische Mangomarmelade bekommt.

Über Valencia tingeln wir dann die Küste hoch nach Barcelona. Wir haben aber keine Lust mehr auf Großstadt. Stattdessen fahren wir nach Blanes an der Costa Brava. Direkt bei Lloret de Mar denkt man erstmal an Sangria und fragwürdiges Touristen Verhalten in Bars und Stränden. Es gibt aber den wunderschönen Botanischen Garten Marimurtra an der Felsküste von Blanes. Der Unternehmer Carl Faust hat Ihn vor gut 100 Jahren angelegt und einer Stiftung vermacht. Wir hatten zwei schöne Stunden mit Grün und Blau und satten Blüten.

Hobbits in Andalusien

Auf dem Weg nach Murcia durchfährt man die sehr schöne Sierra Landschaft. Nach siebzig Kilometern geht es runter in ein Tal aus Tuffstein Felsen. Guadix. Die größte Höhlenstadt Europas bewohnen heute etwa 5000 Menschen in meist gut ausgebauten Tuffstein Höhlenwohnungen. Hobbingen like ragen die Kamine aus Wiesen und Felsdächern. Es ist allerdings ein kargeres Auenland. Die ersten Höhlen sind durch die Mauren auf der Flucht vor den Christen entstanden. Heute gibt es Strom und fließend Wasser und die Raumtemperatur beträgt Sommer wie Winter angenehme 20 Grad.

Granada und die Sierra Nevada

Nach zwei Tagen zwischen Gewächshaus Planen an der touristischen Südküste reicht es uns und wir brechen auf nach Granada. Ein großer Grund durch Andalusien Richtung Mitteleuropa zurück zu reisen ist die Stadt am Fuß der Sierra Nevada. Mit vollen Säcken schmutziger Wäsche haben wir uns entschieden einen Campingplatz anzufahren. In La Zubia auf einem andalusischen Landgut ist ein schöner Campingplatz am Fuß der Sierra Nevada entstanden. Wir sind gleich mit dem Auto los und waren nach 20 Minuten über Schotterpisten auf einem Wanderparkplatz auf fast 2000 Metern Höhe. Wir sind einem alten Bewässerungsgraben gefolgt den Schnee Bergen entgegen. Frische Luft und überall blühen Rosmarinhecken.

Granada lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Hinter jeder Gasse neue und Schöne Perspektiven und überall schönes Kunsthandwerk aus alten Zeiten. Albaicin und die alte Medina um die Kathedrale. In der Alhambra staunen wir zusammen mit Menschen aus aller Welt über die Kunstfertigkeit und Schönheit die Menschen gemeinsam erschaffen können. Der Rest steht in Reiseführern. Hier einige Fotos.

In den Ziegeleien von Velez Malaga

Wir haben in unserem Wohnprojekt Terracotta Fließen verlegt die hier in Andalusien hergestellt wurden. Wenn wir über Malaga zurückreisen wollten wir die Ziegelei besuchen in der unsere Böden ihren Ursprung haben. Nach einigem hin und her Geschreibsel hat es mit der Verabredung geklappt und wir haben auf dem Weg von Cordoba nach Malaga die Adresse bekommen. Velez Malaga ist die Stadt der Ziegeleien an der Südküste. Ein staubiges Tal voller alter Ziegeleien. Mit K.Blättermann aus Berlin der über handgeformt alte maurische Tonfliesen weiterentwickelt und in Deutschland vermarktet. Jede Fließe entsteht hier von Hand aus feinstem Ton aus dem Tal. Spezielle Mischungen machen die besondere Offenporigkeit des Terracotta aus. Im Prinzip ist es einfach. Lehm mischen-formen-brennen. Entsprechend sieht es auf dem Gelände aus. Viel Lehm in großen Behältern, viele Regale auf denen die handgeformten Platten lufttrocknen und der beeindruckend große Ringofen. Der Rest ist Erfahrungen und Vertrautheit mit Hitze und dem Material. Schön den staubigen Flecken Erde kennengelernt zu haben auf dem unser schöner Boden seinen Anfang genommen hat.

Wellness in Cordoba

Wir wollten weiter nach Cordoba um die Mesquita zu sehen. Die riesige über 1000 jährige Moschee und Kathedrale in einem. Heute immer noch die Hauptkirche Cordobas. Es ist ein wirklich beindruckendes und schönes Gefühl durch die Gebetshalle mit den tausenden Säulen zu wandeln und diese universelle Ästethik der Geometrie und Ornamentik in sich auf zunehmen. Die christlichen Umbauten und leidvollen Heiligenbilder stören dieses Erlebnis eher. Schön dennoch das hier nicht abgerissen sondern nur um die eigenen Glaubensvorstellungen ergänzt wurde.

Neben dieser der Seele schmeichelnden Schönheit hatten wir heute auch noch körperliche Wellness bei der die Seele auch frohlocken konnte. In den Altstadt Gassen haben wir ein Baño Arabes entdeckt und heute 2 Stunden in unterschiedlichen Becken geplanscht. Warmes bis heißes Wasser. Abkühlbecken. Ruhezonen unter Säulengängen. Wir konnten uns fühlen wie Karawanenreisende die nach staubiger langer Reise in der Stadt ein Bad zur Entspannung finden. Tatsächlich wäre mindestens eine Dusche mal wieder nötig gewesen. Das aber war mehr als einfache Körperpflege.

Tchau Portugal, Hola Espana

Nach 6 Wochen und 3 Tagen haben wir Portugal am 28. Februar über den Fluß Guadiana verlassen. Wir danken dem schönen Land im warmen Südwesten das wir es kennenlernen durften.

Spanien hat uns mit viel andalusischem Temperament empfangen. Wir haben entschieden eine Nacht in Sevilla zu bleiben und dafür einen großen Parkplatz nicht weit von der Innenstadt gefunden. Nachmittags bei unserer Ankunft standen einige Reisebusse und weiter vorne Autos geparkt. Wir haben uns hinten ans Ende zu den Bussen gestellt und hatten viel Platz um uns. Die Buse sind nach und nach gefahren und gekommen sind Jugendliche mit ihren Autos. Türen auf, Musik an, Fussball und Getränke raus. Nach und nach wurden das immer mehr und am Ende waren um uns herum bestimmt 40-50 Autos, laute Musik überall Getränke. Ich hab dann einige angesprochen um zu hören ob es vielleicht Fussball in Sevilla gibt. Allerdings sprechen erstaunlich wenige junge Spanier und Spanierinnen wirklich Englisch. Was uns extrem auffällt, da in Portugal wirklich jede Fischverkäuferin oder jeder Bäcker völlig selbsverständlich Englisch spricht. Viele auch noch Französisch. Also wird nicht wirklich klar ob am Abend Sevilla spielt oder nicht. Voller Vertrauen radeln wir nochmal in die Stadt und lassen unser Zuhause in der Versammlung stehen. Wirklich übergriffig sahen die alle nicht aus. Eher wie wir auch früher an einem Treffpunkt. Als wir nach 3 Stunden wiederkommen ist die Party immer noch voll im Gange. Wir lassen erstmal Merlin raus und setzen uns etwas dazu. Später wird deutlich das wir am Dia de Andalucia in Spanien angekommen sind. Am 28.2. wird jährlich die errungene (Teil)Autonomie Andalusiens gefeiert. So gegen 21 Uhr verliert es sich langsam. Die Jungs und Mädels müssen wahrscheinlich rechtzeitig zum Abendessen zu Hause sein das hier sehr spät im Familienkreis eingenommen wird. Völlig fassungslos schauen wir den davon brausenden Autos hinterher die ein Meer aus Flaschen, Bechern, Papiertüchern und sogar Stühlen zurücklassen. Um uns herum sieht es aus wie nach 3 Tagen Festival. Wir witzeln noch das irgendwann die Reinigungsmaschinen kommen werden da am nächsten Tag sonst keine Reisebusse hier parken können. Tatsächlich am nächsten Morgen ab 7 Uhr kommen die Kehrmaschinen und fressen alles in sich hinein. Nur die Campingstühle bleiben stehen da sie zu groß für ihre Münder sind.

Leider habe ich nur das Foto bei unserer Ankunft vor der Party. Vermutlich war ich zu perplex um von der nächtlichen Szenerie ein Foto zu machen.

Sevilla war sonst auch ganz schön….voll und eng. Riesen Kathedrale eingepfercht in Stadtgebäude, bezaubernde andalusisch maurische Architektur. Enge Gassen mit vielen Menschen aufgrund des Freudentages.