In Taznakht wird schnell deutlich das Teppiche im Zentrum des Stadtlebens stehen. Die Hauptstraße ist gesäumt mit Geschäften die farbenfrohe Stücke nach draußen hängen. Wir interessieren uns für die Arbeit der Berberfrauen und besonders natürlich die Pflanzenfarbstoffe von denen wir viele in Deutschland selbst verwenden. Hier kommt stark auch Safran zum Einsatz, der zwar teuer aber auch sehr ergiebig ist. Wir waren neugierig mehr über die Färbetraditionen zu erfahren. Nun ist es leider so dass wir als Fremde auf einem Spaziergang durch Taznakht sofort als Kunde wahrgenommen und angesprochen werden. Es ist praktisch nicht möglich sich Teppiche in Ruhe anzuschauen ohne sofort in das typische Verkaufsritual komplimentiert zu werden. Fragen wir nach den Farben ist immer alles 100% natürlich und wir machen Ihnen einen guten Preis. Vorab hatten wir darüber gelesen das es genauso wie bei Arganöl und Safran für Teppiche Kooperativen gibt. Diese haben im Ideal das Anliegen die Frauen gut für die Arbeiten zu bezahlen, gute Qualität zu gewährleisten und die Lebensbedingungen insgesamt zu verbessern. Da sich die Kooperative als Label aber schnell als gutes und faires Modell herumspricht auf das die/der Reisende aus Europa anspricht gibt es ganz schnell ganz viele Kooperativen nur des Namens wegen. Wir haben in unserer Lektüre die Association Iklan in dem kleinen Dorf Talouste einige Kilometer außerhalb der Stadt empfohlen bekommen. Also sind wir rausgefahren um zu sehen wie das dort läuft. Von der Teerstrasse ging eine kleine Lehmpiste zu einigen Lehmhäusern. Wir werden freundlich von Ibrahim einem Mitarbeiter empfangen. Er bietet an uns alles zu zeigen und wir sagen gleich das uns die Arbeit mit Farben interessiert. Es gibt eine kleine Schwarzküche im Innenhof. Hier wird gefärbt und auch für die Pausen gekocht. Wir sind begeistert da wir viele Farbstoffe finden die wir aus unserer Werkstatt kennen. Es gibt aber auch Besonderheiten wie Grüntöne die mit Henna und Eukalyptus gefärbt und mit trockenen Datteln weiterentwickelt werden. Oder getrocknete Granatapfelschalen. Außerdem gibt es in Marokko natürliches Alaunsalz zum Beizen. Ibrahim lässt sich oder uns Zeit zu schauen und Fragen zu stellen.






Danach zeigen die Frauen wie sie die Wolle kardieren und Handpinnen. Es gibt mehrere Webstühle an denen an Teppichen gearbeitet wird um die Web- und Knüpftechniken zu zeigen.


Natürlich ist das alles auch zur Präsentation und sehr viel der Arbeiten wird in den einzelnen Dörfern von den Frauen zu Hause gemacht. Die fertigen Stücke kommen dann hierher. Wir erfahren das die Association 185 MitarbeiterInnen hat. Hauptsächlich die Frauen die für ihre Teppiche spinnen, färben und am Webstuhl fertigen. Am Ende bekommen wir in einem schönen Lagersaal Tee serviert und Teppiche präsentiert. Den das Ziel ist natürlich die Arbeiten hier auch zu verkaufen.





Uns gefallen die aufwendigen Webteppiche richtig gut und am Ende verhandeln wir den Preis für zwei Arbeiten und werden uns einig. Mittlerweile ist noch Khalid ein weiterer Mitarbeiter dazugekommen und weil beide auch gut Englisch sprechen können wir das Gespräch über die Arbeit der Frauen und das Teppichgeschäft am Abend noch vertiefen. Uns ist aufgefallen das in den Geschäften der Stadt die Teppiche deutlich günstiger angeboten werden. Obwohl immer betont wird das alles 100% natural ist sollte klar werden das das zu den Preisen kaum möglich ist und das vorgaukeln falscher Tatsachen bei dem Geschäft in Kauf genommen wird. Uns war im Vorfeld bewusst das die Kooperativen auch entstandenen sind weil die Teppichhändler Arbeiten auf den Dörfern für einen Hungerlohn aufkaufen und selbst mit günstigen Preisen hohe Gewinne zu machen. Aber es stellte sich heraus das es weitere bedeutende Unterschiede gibt. So ist es eher selten das noch eigene Wolle gesponnen und gefärbt wird. Viele der Weberinen kaufen gefärbtes Garn um weniger Arbeit zu haben. Und da wo durch Händler die Preise gedrückt werden leidet am Ende die Qualität der Arbeit. Wir erfahren das es einen großen und brutalen Unterschied bei der verwendeten Schafwolle gibt. Khalid spricht von toter oder lebendiger Wolle. So ist das synthetisch gefärbte Wollgarn das gekauft wird wohl häufig von toten Tieren. Das heißt die Tiere werden erst für das Fleisch geschlachtet und die Wolle kommt danach in die Spinnerei und wird gefärbt. Bei der traditionellen Berberteppichwolle ist es natürlich Wolle aus der jährlichen Schafschur. Es werden so viele Aspekte und Traditionen deutlich die wir schützenswert finden und hier durch den Kauf eines Teppichs mit unterstützen können. In der Association Iklan herrscht ein spührbarer Gemeinschaftsinn. Am Abend kochen im Dorf viele zusammen. Frauen und Kinder sind draußen und wirken gelöst und zufrieden. Der Grundsatz lautet: Es ist ein gutes Geschäft wenn der Käüfer glücklich ist und alle die an der Entstehung beteiligt sind auch glücklich sein können. Hier hat jeder Teppich einen Code für die Familie die ihn gemacht hat. Bei Verkauf bleiben 6% in der Association für die Unkosten der Rest wird an die Familien ausbezahlt. Bevor wir gehen verabreden wir uns für den nächsten morgen. Khalid bietet an mit mir auf den Souk zu gehen um Rubia Wurzeln, Granatapfelschalen und Alaunsalz zu kaufen. Ein echtes Geschenk. Allein hätte ich die Zutaten im Souk nicht gefunden. Für uns war es eine schöne und herzliche Begegnung mit Menschen an die wir dieses Jahr sicher noch oft denken werden wenn wir mit den Farbstoffen arbeiten oder einen der schönen Teppiche betrachten.
