Über kleine Straßen erreichen wir die türkische Grenze. Die Abfertigung dauert aber es hält sich in Grenzen ;-). Wir werden an einer Anlage seitlich besprüht. Desinfektion.? Wenns hilft. Früher musste Mensch zu dem Zweck immer in Bulgarien durch ein Wasserbad fahren. Gegen Gebühr versteht sich und zum Schutz der Grenzen gegen noch so kleine Einwanderer.
Wir halten an einer Tankstelle für die türkische Vignette. Das System ist nicht ganz durchsichtig. Es funktioniert wie ein Prepaidkonto. Wir bekommen einen Scheibenaufkleber den wir aber nicht dran kleben, weil das Videosystem das registrierte Kennzeichen scannt. Angeblich reichen 300 TL um bis Yalova zu fahren. Wir können dort bei einer Post Geld aufladen. Wieviel Guthaben noch drauf ist erfährt mensch auch nur bei der Post. Auf dieser Reise schauen einen ständig Kameras wie digitale Überwachungsaugen an.

Wir fahren in Edirne zur Sultan Beyazid Komplex. Das alte osmanische Gesundheitszentrum mit Moschee, Medrese, Rosengarten und Krankenhaus (Şifahane bedeutet eigentlich Gesundheitshaus) haben wir schon früher besucht. Heute beherbergt es auch ein sehr umfangreiches Medizinmuseum. Auf Musikreisen und zu Konzerten bin ich schon früher mit meinem Lehrer Oruç Güvenç und der Gruppe Tümata hier gewesen. In diesem osmanischen Heilzentrum, erbaut 1488, wurde besonders auch mit Musiktherapie gearbeitet. Der Klang der klassischen orientalischen Makammusik und der Klang des Wassers aus zentralen Wasserbrunnen und kleinen Bachläufen im Gebäude wurde gemeinsam mit Kräutermedizin und anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt. Dabei gab es ein umfangreiches Wissen über die Wirkung der differenzierten Tonarten auf Körper und Organe und seelische Zustände. So wurden hier schon früh auch psychische Dispositionen sehr ernst genommen und wissenschaftlich behandelt.

Wir wollten am Gelände übernachten und fanden Platz auf einer Schotterfläche neben dem Gelände. Der Wunsch einen Schattenplatz für ein Fahrzeug zu finden bleibt in der Türkei leider oft vergebens und unerfüllt. Es ist schon fast Abend und die Sonne sinkt langsam. Dennoch ist es erbarmungslos heiß. Mein Wunsch ist es am ursprünglichen Platz der Musiker auf meinen türkischen Instrumenten zu spielen. Ich habe Glück und treffe beim Betreten des Geländes gleich den Leiter des Museums. Er kennt natürlich die Arbeit von Oruç Güvenç und seine Forschung zur altorientalischen Musiktherapie. Über meine Idee Musik zu machen freut er sich und er meldet den Wachleuten mein Kommen für den nächsten Tag an.
Es ist ein wunderschöner Ort um Musik auf Ney, Rebab und Kopuz/Oud zu spielen. Die Kuppel hat eine angenehme Akustik und die Musik wird mit dem Klang des Brunnens in die angrenzenden Räume getragen.






Weitere Vorhaben in Edirne sind türkische Lira besorgen, eine türkische Sim Karte für Internet, die Syleimaniye Moschee des großen Architekten Sinan besuchen und etwas durch den Basar schlendern. Das lässt sich von unserem Standplatz alles gut erledigen. Kurios ist niemand wollte an einer Grenze unseren Pass (also das Stempelheft) sehen. Aber um eine Sim Karte zu bekommen brauchen wir den Pass möglichst mit Einreisestempel (der nicht drin ist wenn an der Grenze niemand den Pass sehen möchte). Am Ende haben wir ausreichend Datenvolumen für einen Monat und auch digital weiterhin „on the road“ bleiben zu können.