Unsere Karawane zieht nach Hause

Unsere Heimreise hat sich durch dies und das an einem Ort der zu einem Zuhause geworden ist doch um 2 Tage verschoben. Nach unserem Aufbruch sind wir Weimar für unsere Verhältnisse mit Siebenmeilen Schritten entgegen gerollt. An drei und einem halben Tag über 2000 km. So stehen wir heute nahe bei Prag an einem hübschen kleinen See, nicht mehr weit von Nossen unserem ersten Lagerplatz dieser Reise.

Voraussichtlich letzter Abend und Beitrag der Reise

Die erste Nacht nach dem Aufbruch von Yalova sind wir an der bulgarischen Autobahn gestrandet. Aufenthalt an der Grenze Türkei-Bulgarien 2 Stunden. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es morgens nach einem Kaffee gleich weiter über Sofia nach Serbien. Aufenthalt an der Grenze Bulgarien – Serbien 2 Stunden. Hier blieben wir in einem idyllischen Dorf oberhalb der Donau in der Nähe eines Klosters. An der heiligen Quelle haben wir Wasser getankt und Merlin hatte die Freude von zwei Hundewelpen bespielt zu werden. Morgens spazierte eine ältere Frau mit ihrem Enkel bei uns vorbei. In brüchigem deutsch sprach Sie uns an: „Brauchen sie etwas? Kaffee? Wasser?“ Es täte ihr leid das Sie uns am Abend nicht bemerkt habe. Sie hätte uns sonst einen Platz auf ihrem Grundstück angeboten. Bezaubernd. So viele Begegnungen von Herz zu Herz im Orient und auf dem Balkan.

Wir fuhren weiter von Belgrad bis fast ans Ende von Ungarn. Aufenthalt an der Grenze: mehr als eine Stunde. Wir finden einen schönen Waldparkplatz und bleiben für die Nacht in Ungarn. Nach einem schönen Spaziergang am morgen in dem kühlen feuchten Wald, der schon ganz wie unser Wald in Weimar ist machen wir uns wieder auf die Räder. Wir fahren durch die Slowakei und nach Tschechien. Zwei Grenzen. Aufenthalt: 0 Minuten. Wir haben überschlagen das wir bei Hin und Rückfahrt etwa 12 Stunden an Grenzen verbracht haben. Uns ist wieder besonders deutlich geworden wie schön es ist das wir Grenzen schon weitgehend abgebaut haben und hoffen sehr das es so bleibt. Das Gemeinschaftsprojekt Europa ist bei aller nötigen Kritik und allen Schwierigkeiten ein verbindendes und hoffentlich einendes Modell für die Zukunft.

Hoş geldiniz–Wir erreichen die Türkei

Über kleine Straßen erreichen wir die türkische Grenze. Die Abfertigung dauert aber es hält sich in Grenzen ;-). Wir werden an einer Anlage seitlich besprüht. Desinfektion.? Wenns hilft. Früher musste Mensch zu dem Zweck immer in Bulgarien durch ein Wasserbad fahren. Gegen Gebühr versteht sich und zum Schutz der Grenzen gegen noch so kleine Einwanderer.

Wir halten an einer Tankstelle für die türkische Vignette. Das System ist nicht ganz durchsichtig. Es funktioniert wie ein Prepaidkonto. Wir bekommen einen Scheibenaufkleber den wir aber nicht dran kleben, weil das Videosystem das registrierte Kennzeichen scannt. Angeblich reichen 300 TL um bis Yalova zu fahren. Wir können dort bei einer Post Geld aufladen. Wieviel Guthaben noch drauf ist erfährt mensch auch nur bei der Post. Auf dieser Reise schauen einen ständig Kameras wie digitale Überwachungsaugen an.

Wir fahren in Edirne zur Sultan Beyazid Komplex. Das alte osmanische Gesundheitszentrum mit Moschee, Medrese, Rosengarten und Krankenhaus (Şifahane bedeutet eigentlich Gesundheitshaus) haben wir schon früher besucht. Heute beherbergt es auch ein sehr umfangreiches Medizinmuseum. Auf Musikreisen und zu Konzerten bin ich schon früher mit meinem Lehrer Oruç Güvenç und der Gruppe Tümata hier gewesen. In diesem osmanischen Heilzentrum, erbaut 1488, wurde besonders auch mit Musiktherapie gearbeitet. Der Klang der klassischen orientalischen Makammusik und der Klang des Wassers aus zentralen Wasserbrunnen und kleinen Bachläufen im Gebäude wurde gemeinsam mit Kräutermedizin und anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt. Dabei gab es ein umfangreiches Wissen über die Wirkung der differenzierten Tonarten auf Körper und Organe und seelische Zustände. So wurden hier schon früh auch psychische Dispositionen sehr ernst genommen und wissenschaftlich behandelt.

Wir wollten am Gelände übernachten und fanden Platz auf einer Schotterfläche neben dem Gelände. Der Wunsch einen Schattenplatz für ein Fahrzeug zu finden bleibt in der Türkei leider oft vergebens und unerfüllt. Es ist schon fast Abend und die Sonne sinkt langsam. Dennoch ist es erbarmungslos heiß. Mein Wunsch ist es am ursprünglichen Platz der Musiker auf meinen türkischen Instrumenten zu spielen. Ich habe Glück und treffe beim Betreten des Geländes gleich den Leiter des Museums. Er kennt natürlich die Arbeit von Oruç Güvenç und seine Forschung zur altorientalischen Musiktherapie. Über meine Idee Musik zu machen freut er sich und er meldet den Wachleuten mein Kommen für den nächsten Tag an.

Es ist ein wunderschöner Ort um Musik auf Ney, Rebab und Kopuz/Oud zu spielen. Die Kuppel hat eine angenehme Akustik und die Musik wird mit dem Klang des Brunnens in die angrenzenden Räume getragen.

Weitere Vorhaben in Edirne sind türkische Lira besorgen, eine türkische Sim Karte für Internet, die Syleimaniye Moschee des großen Architekten Sinan besuchen und etwas durch den Basar schlendern. Das lässt sich von unserem Standplatz alles gut erledigen. Kurios ist niemand wollte an einer Grenze unseren Pass (also das Stempelheft) sehen. Aber um eine Sim Karte zu bekommen brauchen wir den Pass möglichst mit Einreisestempel (der nicht drin ist wenn an der Grenze niemand den Pass sehen möchte). Am Ende haben wir ausreichend Datenvolumen für einen Monat und auch digital weiterhin „on the road“ bleiben zu können.

Durch Serbien ins bulgarische Balkangebirge

Wir sind Sonntag vormittags von der Puszta aufgebrochen. Sonntag schien uns ein guter Tag um ohne viele LKW über die serbische Grenze zu kommen. Es ging dann auch in 45 Minuten waren wir in Serbien. Ausweiskontrolle Ungarn und nochmal Ausweiskontrolle Serbien. Das sind wir ja so gar nicht mehr gewohnt. Wir haben nichts weiter vor in Serbien. Wollen weiter bis ins Rosental in Bulgarien. Also fahren wir. Bis Belgrad ist alles so flach wie in Ungarn. Danach nach Niş wird es bergiger. Gegen Abend erreichen wir Hotel Restaurant Bosphorus und stellen uns auf den riesigen LKW Parkplatz hinter den Gebäuden. Viele der deutschen Kennzeichen sind auch hier angekommen. Mittlerweile haben wir auch mitbekommen das am Wochenende in NRW Ferienbeginn war. Daher so konzentriert viele Autos aus diesem Gebiet. Das Hotel Bosphorus scheint bekannt und beliebt zu sein bei den Menschen auf der langen Fahrt in den Sommer der alten Heimat. Im Garten werden die Aprikosen reif. Wir essen etwas und haben eine ruhige Nacht.

Morgens starten wir früh. Es soll heiß werden und wir wollen nicht zu spät im bulgarischen Rosental ankommen. 450 km sind erstmal nicht zu viel auf einer Karte. An der Grenze nach Bulgarien sammeln sich die vielen, vielen Autos aus NRW zu einer langen Schlange. Aus einem Nicht EU Land in ein EU Land. Wir kaufen noch eine e-Vignette für Bulgarien und Reihen uns ein. Ab jetzt geht es nur noch in Autolängen und je Länge 2-5 Minuten voran. Am Ende stehen und rollen wir 3 1/2 Stunden auf die Grenze zu. Zeitweise geht es zu wie auf den Straßen von Istanbul. Alle versuchen Lücken auszumachen und dreispurig wird auch mal fünfspurig. Das Auto zeigt wieder 38° an. Warum sind wir nicht nachts um drei Uhr hierher gefahren? Warum gibt es nicht mehr GrenzbeamtInnen? Drei Schalter sind tatsächlich unbesetzt. Es gibt sogar einen türkischen Polizisten, der Amtshilfe leistend, erklärend durch die Autoreihen geht. Am Ende haben erst die Serben und dann die Bulgaren unsere Papiere geprüft und einen Blick in unseren Wohnwagen geworfen. Wir kommen wieder auf Touren und fahren den Rest des Tages durch Bulgarien. Vor Plodiw geht eine Straße Richtung Norden in die Berge. Die Landschaft ist traumhaft. Reife Früchte an den Bäumen. Aprikosen, Pflaumen und Gemüsestände am Straßenrand. Über Karlovo und Kalofer erreichen wir Kazanlak. Bei einem Großgrundbesitzer der einen Teil seines Parks für Reisende zur Verfügung stellt rollen wir am Abend auf den Platz. Es gibt alles was wir brauchen. Bäume für Schatten und Platz zum entspannen. Wir nehmen uns vor nach den Autobahn Tagen etwas im Schatten zu liegen und uns im Rosental und Tal der thrakischen Könige umzusehen. Nebenan ist eine Thermalquelle. Auf dem Grundstück gibt es eine eigene Zapfstelle. Heißes Wasser aus der Erde direkt in den Wasserhahn.

Wir waren außerdem jenseits der Grenzen begeistert von den Straßen. Wir sind die Route nach Istanbul 2010 das letzte Mal mit dem Auto gefahren und die Autobahnen sind heute durchweg in einem guten Zustand. Bulgarien hat nach der Grenze erstmal Baustelle. Damals sind wir mit unserem alten Volvo noch auf dem Stadtring von Sofia mit der Vorderachse aufgesessen. So tief waren die Löcher. Es war doch recht anstrengend ständig aufzupassen um rechtzeitig auszuweichen.